Regeländerungen, geschlossene Anmeldungen, und mehr

Im vergangenen Monat hat sich das Fediverse, und damit auch unsere Instanz, stark und plötzlich verändert. Wir haben erst mal ganz normal weitergemacht (abgesehen von den beschränkten Neuanmeldungen), um in aller Ruhe zu sehen, was nur vorübergehend ist, was wohl so bleibt, und wie wir darauf reagieren. Ein Monat ist eine gute Zeitspanne dafür, und so haben wir jetzt hier eine lange Liste an Ankündigungen für euch.

Hintergrund

Wir (@leah und @rixx) betreiben chaos.social jetzt schon seit über fünf Jahren. Meistens hatten wir Spaß, und selbst die anstrengenden Aufgaben wurden durch die Gemeinschaft in unserem digitalen Wohnzimmer locker wettgemacht. So soll es ja sein.

Mit dem Twitter-Kauf vor einem Monat (und vorher schon in kleinerem Rahmen mit der Ankündigung im April) wuchs chaos.social so schnell wie nie zuvor. Wir haben versucht, das Wachstum etwas zu deckeln, indem wir nur 42 (und später 23) neue Accounts pro Tag zugelassen haben, aber ein Großteil des Wachstums waren tausende von Accounts, die bisher ungenutzt waren und nun wieder aktiviert wurden.

Wir haben viel daran gearbeitet, das Wachstum abzufedern, und haben dabei locker 10-20 extra Stunden die Woche pro Person in die Instanz gesteckt. Initial war viel an der Technik zu schrauben, um die Server an den Zuwachs anzupassen, und als wir das erreicht hatten, blieb mindestens genausoviel Arbeit übrig – mit den Leuten. Fast unsere gesamte Moderationsarbeit spielt sich in privaten Nachrichten und E-Mails ab, und war deshalb für euch nicht sehr sichtbar, aber das Aufeinanderprallen der Twitter-Auswanderer, der plötzlich geweckten Dornröschen-Accounts, und den Leuten, die seit vielen Jahren aktiv chaos.social nutzen, war groß, oft unangenehm, und mega stressig.

User development, Musk edition Toots per hour

So geht das nicht weiter. Der Stress nimmt uns die Freude an chaos.social. Zuerst haben wir überlegt, ob wir weitere Leute ins Moderationsteam holen wollen, um eine größere Instanz zu ermöglichen, aber dabei wurde uns klar: das wollen wir eigentlich gar nicht (obwohl wir uns fast aus deplatziertem Pflichtgefühl dazu überwunden hätten).

Änderungen

Wir betreiben gerne ein Online-Wohnzimmer für uns, unsere Freund:innen, deren Freund:innen, die Freund:innen der Freund:innen und so weiter. Dafür machen wir uns auch gerne die Hände schmutzig – aber für eine größere, professionellere, allgemeinere Instanz würden wir das nicht tun. Aus diesem Gedanken heraus haben wir uns entschieden, die folgenden Änderungen einzuführen, damit der Betrieb von chaos.social wieder Spaß statt Plackerei ist.

Alle Änderungen in unseren neuen Instanzregeln treten in zwei Wochen in Kraft, am 13. Dezember. Eine Woche vorher, am 6. Dezember, werden wir schon anfangen, Warnungen für Verstöße auszusprechen.

(Übrigens liegen die Regeln jetzt erstmalig auf Deutsch vor!)

Anmeldungen bleiben zu

Selbst, als wir noch zwei- statt zehntausend Accounts auf der Instanz hatten, wurde uns gesagt, dass wir zu groß und zu zentral seien. Damals haben wir die Anmeldungen auf Einladungen beschränkt (nur um uns natürlich sofort elitär nennen zu lassen), aber mittlerweile reicht nicht mal das: Wir müssen aufhören, zu wachsen. Die Anmeldungen bleiben von jetzt an zu. Wir Admins können weiterhin Einladungen ausstellen, aber wir werden das sehr selten und vorsichtig tun.

Wir sind primär eine Instanz für die Chaos-Community. Das heißt absolut nicht, dass Leute, die nicht zur Community gehören, gehen sollen – aber es heißt auch nicht, dass wir die Instanz für die Chaos-Community sein sollten. Deshalb, für alle, die darüber nachdenken, ihre eigene Instanz aufzusetzen:

Ratschläge für neue Instanzgründer:innen

Wir haben schon beschrieben, was an Arbeit auf einen zukommt, wenn man eine Mastodon-Instanz betreibt, und wir planen auch noch einen Post zum Thema Skalierung. Wir sind große Fans eines dezentralisierten Fediverse, und bieten euch ausdrücklich an, euch mit Ratschlägen zu unterstützen, wenn ihr eure eigene Instanz aufziehen wollt.

Keine automatisierten Posts mehr

Ein Wohnzimmer anzubieten macht Spaß. Unbezahlte Ressourcen für Bots und Crossposter anzubieten, … weniger. Deshalb werden wir in Zukunft keinen automatisierten Content auf chaos.social zulassen. Alle Crossposter-Accounts werden gebeten, entweder den Crossposter abzustellen oder auf eine andere Instanz zu ziehen.

Bot-Betreibende: Sorry für die Umstände. Wir werden eine kleine Menge an Bots weiterhin erlauben – primär solche, die für die Chaos-Community relevant sind. Pingt uns auf @ordnung oder per Mail (contact@), wenn ihr einen Bot habt, für den das eurer Meinung nach zutrifft.

Mehr CWs auf der lokalen Timeline

Wir haben schon immer darum gebeten, dass ihr CWs (Inhaltswarnungen) nutzt, um Rücksicht aufeinander zu nehmen, und das hat ziemlich gut geklappt. Aber mit der Twitter-Welle haben wir jetzt beschlossen, einige Punkte von den “Best Practices” hoch in den Bereich der “Regeln” zu schieben. Insbesondere solltet ihr auf der lokalen Timeline CWs für Inhalte mit Gewalt, Sex, Tod/Krankheit und Politik (insbesondere bei negativen oder kontroversen Themen) verwenden.

Unser Ziel ist, dass angegriffene/marginalisierte Menschen auf der lokalen Timeline nicht konstant ungewollt mit belastenden Inhalten konfrontiert zu werden, sondern sich auszusuchen, wann die Zeit dafür ist. CWs schützen da vor Doomscrolling.

Die Themenliste, für die wir CWs – auf der lokalen Timeline! – vorschreiben, ist nur genau das: eine Liste, nicht die CWs selber. Die CWs wären dann so etwas wie “Rant, depol, Bürgergeld”, oder “uspol, Transfeindlichkeit, Texas”.

Es ist klar, dass es da immer Ausnahmen und Einzelfälle gibt – die Sache wird sich einschwingen. Es ist auch nicht, als ob Leute für Fehler von der Instanz fliegen – wir suchen bei Problemen immer das private Gespräch. CWs lassen sich auch später nachrüsten.

Der Begriff “Warnung” scheint oft dramatisch (und eine Änderung ist in Diskussion)) – seht es vielleicht eher als einen Hinweis/Notice.

Bildbeschreibungen auf der lokalen Timeline

Im selben Zug haben wir auch Bildbeschreibungen zu den Regeln verschoben. Posts auf der lokalen Timeline brauchen daher ab sofort Bildbeschreibungen zu ihren Bildern. Dabei ist uns ziemlich egal, ob ihr das Bild im Post beschreibt, oder mit dem eingebauten Feature für Bildbeschreibungen, oder in einer Antwort auf euren Post. Es reicht z.B. völlig, im Post selber so etwas wie “[Bild: ein Vogel]” zu ergänzen.

Best Practices

Wir wollten schon eine Weile unsere Best Practices aktualisieren, und die große Regeländerung jetzt war ein günstiger Zeitpunkt dafür. Wir haben ein paar Formulierungen überarbeitet, aber die relevanten Änderungen sind die beiden Neuzugänge:

  • Quellenangaben beim Posten von Inhalten Anderer, besonders bei kreativen Werken.
  • Keine nervigen Drukos – insbesondere sind ungefragte Kommentare über das Privatleben oder die Entscheidungen anderer Nutzer:innen unerwünscht und können als Belästigung im Sinne der Instanzregeln gelten.

Wie schon vorher wird niemand für Verstöße gegen die Best Practices rausgeworfen, es gibt eher eine Erinnerung oder ein kurzes Gespräch mit uns. Technisch gesehen kann es natürlich zum Rauswurf kommen, aber dafür müsstet ihr schon anhaltend und ausdauernd trotz Warnungen gegen die Best Practices verstoßen (und mal ehrlich, warum seid ihr dann auf chaos.social?).

Abschließend

danke, dass ihr heute mit chaos.social geflogen seid. Uns ist klar, dass wir hier viel auf einen Schlag geändert haben, und verstehen gut, wenn euch das nicht passt und ihr deshalb auf eine andere Instanz umzieht. (Denkt dran, wir bieten Rat und Hilfe zum eigenen Instanzaufbau an!) Und an alle, die hier bleiben: danke für euer Vertrauen, und dass ihr dazu beitragt, dass sich der ganze Aufriss hier lohnt.

PS: In nächster Zeit kommt auch ein Update zum Thema Finanzen und Spenden!