Reports und Moderation
Ein Großteil der Moderationsarbeit findet hinter den Kulissen statt. Diese Seite soll euch dabei helfen, zu verstehen, was wir tun, was ihr von uns erwarten könnt, und wie ihr unsere Arbeit etwas erleichtern könnt.
Melden oder nicht melden
Reports sind dazu da, dem Moderationsteam (hi!) mitzuteilen, dass irgendetwas nicht richtig läuft – wenn euch im Fediverse etwas begegnet, das euch aus der Fassung bringt, könnte ein Report der richtige nächste Schritt sein. Reports sind besonders immer dann gut, wenn der Post oder die Situation Leute auf unserer Instanz betrifft, unsere Instanzregeln verletzt, oder ihr unsere Hilfe in einer konkreten Situation braucht.
Moderation in einem föderierten System ist vertrackt: Unsere Instanzregeln gelten erst mal nur für euch, die ihr auf chaos.social seid, und in geringerem Maß für die Leute, die mit euch interagieren. Da das Fediverse riesig ist und unsere Kapazitäten endlich, können wir meistens nichts tun, wenn ein Report niemanden auf chaos.social betrifft. Behaltet dabei auch im Hinterkopf, dass wir nur wenige Handlungsmöglichkeiten zur Moderation haben, wenn es um Accounts auf anderen Instanzen geht (siehe unten). Ihr habt aber immerhin auch die Möglichkeit, einen Report an das Moderationsteam einer anderen Instanz zu schicken.
Wenn euch jemand nur nervt, aber nicht euch angreift oder gegen unsere Regeln verstößt, ist es oft besser, die betreffende Person zu muten oder zu blocken.
Wenn ihr euch aber nicht sicher seid, ob es ein wirkliches Problem gibt, oder euch nur etwas aufregt: Lieber einmal mehr melden als einmal weniger. Wir können Reports schließen, ohne weitere Maßnahmen zu ergreifen, wenn wir das für sinnvoll halten, aber umgekehrt können wir nicht handeln, wenn wir von einem Problem nie erfahren.
Richtig melden
Wenn ihr von diesem Roman nur einesmitnehmt, dann bitte das: Bitte schreibt eure Reports konkret und mit Kontext:
- Nutzt das Report-Interface statt unserem Admin-Account DMs zu schicken,
- wählt die Posts aus, die ihr melden wollt, und
- schreibt ein paar Worte, selbst wenn der Kontext euch unfassbar offensichtlich zu sein scheint.
Wir bekommen viele Reports, die keinen Text und keine Posts enthalten. Wir haben leider nicht die Zeit, jedem davon hinterherzulaufen. Dazu müssten wir jeweils den gemeldeten Account öffnen, und die Posts der letzten Wochen durchsuchen, in der Hoffnung, dass die Ursache für den Report offensichtlich ist und nicht tief in Replies oder völlig unzugänglichen Posts (followers-only, DMs) liegt. Das können wir nicht stemmen – wenn ihr wollt, dass wir handeln können, helft uns deshalb bitte, handlungsfähig zu sein.
Und bitte, bitte liefert uns ein bisschen Kontext. “Dieser Typ ist beleidigend in meinen Replies aufgetaucht” mag für euch im Affekt offensichtlich sein, aber wir müssten erst den Ursprungspost öffnen, und dann rumsuchen (oft in der Datenbank), um zu sehen, ob es z.B. gelöschte Posts oder anderen Kontext gibt. Oft drehen sich Diskussionen um Internetsubkulturen, mit denen wir uns nicht großartig auskennen, und ohne Kontext von euch müssen wir dann mittelgroße Rechercheprojekte starten, um rauszufinden, dass z.B. ein obskurer Podcast eigentlich eine Naziproduktion ist o.ä. Wenn ihr uns da vorab Hinweise gebt, können wir sehr viel schneller und entschiedener handeln.
Bitte schickt uns pro Vorfall nur einen Report.
Sonderfall: Wenn ihr möchtet, dass wir eine ganze Instanz blocken, meldet uns bitte Adminaccounts und/oder Beispiele für besonders übles Verhalten, auch wenn das mehrere Reports benötigt.
Unser Moderationsprozess
Wenn wir einen neuen Report erhalten, bearbeiten wir ihn üblicherweise innerhalb weniger Stunden, und in der großen Mehrheit der Fälle innerhalb eines Tags. Bitte beachtet, dass ihr in aller Regel keine Antwort von uns erhalten werdet. Mastodons Moderationsinterface gibt es nicht her, Leute zu benachrichtigen, wenn ihre Reports bearbeitet werden. Leider stellte es sich schon vor einigen Jahren heraus, dass es uns sehr schnell zu viel Arbeit wird, immer noch zusätzlich in den Admin-Account zu wechseln und von dort aus eine Benachrichtigung zu schreiben.
Schritt 1: Relevanz
Unser erster Schritt ist, herauszufinden, ob wir den Report einfach direkt schließen können. Das kann passieren, wenn
- der Bericht leer ist (ohne Text oder Posts), siehe oben.
- der Bericht eindeutig nur an das Moderationsteam der anderen Instanz gerichtet ist.
- die gemeldeten Posts nicht unsere Instanzregeln brechen. Zum Beispiel:
- Von neuen Accounts bekommen wir oft Meldungen für (korrekt getaggte) Nacktfotos, gegen die wir aber keine Regeln haben.
- Manche Reports scheinen mehr dazu zu dienen, in einer frustrierenden Diskussion Damp abzulassen.
Schritt 2: Andere Instanzen
Der nächste Schritt ist, zu prüfen, ob der gemeldete Account auf chaos.social oder einer anderen Instanz sitzt. Da wie oben erwähnt unsere Regeln zuallererst für Accounts auf chaos.social gelten, müssen wir diese Reports anders angehen, und haben auch weniger Möglichkeiten, sinnvoll zu handeln.
Wir können Accounts anderer Instanzen limiten, was so etwas wie ein Shadow Ban ist. Die Accounts können immer noch mit chaos.social-Accounts interagieren, aber die Interaktionen werden nur Leuten angezeigt, die den betreffenden Accounts folgen. Wir sind sehr vorsichtig damit, da dieses Vorgehen schwer nachzuvollziehen und oft frustrierend ist. Es führt auch zu schrägen bis unangenehmen Situationen, in denen der limitierte Account weiter unangemessene Kommentare unter eure Posts setzen kann, aber ihr sie nicht seht. Wir greifen hierzu primär, um mit Hashtag-Spam umzugehen.
Die einzige andere Maßnahme, die uns wirklich offensteht, ist der Block. Ein instanzweiter Block gegen einen Account ist eine schwerwiegende Entscheidung, da es alle Leute auf chaos.social davon abhält, je wieder mit diesem Account zu interagieren, ihm zu folgen, etc. Wir blocken Accounts primär, um Schaden abzuwenden. Solange Leute auf chaos.social nicht aktiv von diesen Accounts betroffen sind, zeigen wir da oft deutlich mehr Geduld, als wir sie mit Accounts auf unserer eigenen Instanz hätten. Reports sind aber auch hilfreich, wenn wir den Account nicht dirkekt blocken, da sie uns eine zukünftige Block-Entscheidung erleichtern.
Auch wenn wir uns gegen einen Block entscheiden, gucken wir uns die Sache oft näher an, indem wir beispielsweise mit dem Moderationsteam der anderen Instanz über die Situation reden (um ein Gefühl für ihre Vorgehen zu bekommen), oder indem wir Leute darauf hinweisen, dass ein persönlicher Block die beste Lösung wäre.
Schritt 3: Lokale Accounts
Mit Accounts auf chaos.social ist das ganze sowohl einfacher als auch schwerer: Es ist einfacher, weil wir einfach entlang unserer Instanzregeln handeln können. Es ist schwerer, weil wir uns verantwortlicher fühlen (und fühlen müssen), wenn es überhaupt erst zu Reports kommt.
Bei den allermeisten Regelverstößen reden wir mit der Person, um die es geht, erinnern an die Regeln, und bitten darum, dass uns geantwortet wird (damit wir alle sicher wissen, dass wir über dasselbe reden). Meistens ist das genug, und endet mit Einsicht, einer Entschuldigung, einem Edit oder ähnlichem Einlenken. In anderen Fällen ist so ein Gespräch Anlass dafür, dass die betreffende Person merkt, dass sie mit unseren Instanzregeln nicht übereinstimmt, und im Frieden die Instanz wechselt. Solche relativ entspannten Situationen machen den Großteil unserer lokalen Moderationsarbeit aus.
Bei ernsthafteren oder wiederholten Verstößen schicken wir eine Warnung. Leider versendet Mastodon Warnungen nur via E-Mail, statt sie auch im Interface anzuzeigen, sodass wir dafür auch unsere Bounces durchsehen müssen und hoffen, dass die E-Mail nicht stillschweigend im Spam landet. Deshalb sind Warnungen nicht geeignet, wenn wir akut in hitzige Situationen eingreifen müssen, da die Warnungen dort oft erst deutlich später gesehen werden. Je nach Art der Situation bleibt der Report dann auch vorerst offen, weil wir die Person um eine Empfangsbestätigung oder um einen Kommentar bitten. Warnungen sind ein gutes Beispiel dafür, wie gut gemeint (aber nicht gut gemacht) große Teile von Mastodons Moderationsinterface sind.
Bei wirklich schwerwiegenden Verstößen werden Accounts dann eingefroren. Eingefrorene Accounts können nichts mehr posten, aber die Accountdaten können noch exportiert oder auf eine andere Instanz umgezogen werden. Das Einfrieren kann sowohl ein erster Schritt vor einer ernsten Unterhaltung und einer letzten Chance sein, oder alternativ etwas Zeit für eine Person, ihren Account von chaos.social wegzuziehen. Die einzigen Situationen, in denen wir Accounts ohne Warnung löschen, sind, wenn es sich um einen offenkundig böswilligen, nicht kommunikationsbereiten Account handelt (was wegen unserer geschlossenen Anmeldungen eigentlich nie vorkommt). Alle anderen bekommen mindestens eine Chance, ihre Daten zu exportieren und umzusiedeln. Leider zeigt Mastodon eingefrorene Accounts nicht als solche an, sodass es für alle anderen aussieht, als würden wir einfach untätig dasitzen, was unschön ist.
Schritt 4: Öffentliche Stellungnahmen
Wir haben eine ganz einfache Regel: Wir geben keinen öffentlichen Kommentar zu Moderationsentscheidungen ab, die einzelne Accounts (statt ganze Instanzen) betreffen.
Diese Regel gibt es, weil alle Alternativen unschön sind. Nur manchmal öffentlich zu kommentieren führt zu einem Haufen Einzelfallentscheidungen, bei denen wir garantiert früher oder später Fehler machen. Es würde uns auch dazu verleiten, öffentlich zu machen, wenn wir unsichtbare Entscheidungen getroffen haben (wie Warnungen oder das oben beschriebene Einfrieren), oder uns in hitzigen Diskussionen zu äußern, was rückblickend nie eine gute Entscheidung ist.
Wenn ihr Fragen zu unseren Moderationsentscheidungen habt, könnt ihr uns aber jederzeit via DM oder E-Mail kontaktieren. Privat beantworten wir gerne eure Fragen, erklären unsere Gründe, und hören uns eure Meinungen und Einwände an. Dieses Angebot gilt sowohl für Leute auf chaos.social und die Moderationsteams anderer Instanzen.
Abschließende Bitte
Moderation ist unendlich (fast rekursiv) komplizert, besonders für eine ganze Gemeinschaft, und noch mal schlimmer beim Versuch gute (statt einfache) Lösungen für Probleme zu finden. Es ist ein Haufen Arbeit, oft in stressigen Situationen. Wir bemühen uns wirklich, immer alles richtig zu machen, und wir meinen, so ganz allgemein gute Arbeit zu leisten. Aber:
Bitte habt Geduld mit uns. Klar, wir werden Fehler machen. Redet mit uns, wenn euch etwas unglücklich macht oder ihr Fragen habt.
Und danke für euer Vertrauen.